Der Echte Hausschwamm (Serpula lacrymans)
Unterschiede gegenüber anderen Hausfäulepilzen
Dies geht soweit, dass sämtliche Schwammschäden mit einem Befall durch den Echten Hausschwamm gleichgesetzt werden. Aus technischer
Sicht ist jedoch eine Klassifizierung zwischen einem Befall durch den Echten Hausschwamm und einem Befall durch andere holzzerstörende Pilze („Schwämme“) zwingend notwendig. Dies deshalb, da der
Echte Hausschwamm im Gegensatz zu den anderen „Hausfäule-Pilzen“ die Fähigkeit besitzt durch Mauerwerk und sogar schlecht verdichteten Beton hindurch zu wachsen.
Durch die Fähigkeit sich auch über dickere Mauern auszubreiten ist ein großflächiger Befall über mehrere Räume bzw. Geschosse ohne weiteres möglich. Eine Besonderheit des Echten Hausschwamms
gegenüber anderen „Schwämmen“ besteht in seinem relativ geringen Feuchtebedarf. Der Hausschwamm kann im Gegensatz zu den anderen „Hausfäule-Pilzen“ relativ trockenes Holz (u>=20%) befallen und
dies durch sein ausgeprägtes Myzel selbständig befeuchten und schlussendlich enzymatisch abbauen.
Der Echte Hausschwamm wird daher auch als sogenannte „Trockenfäule“ bezeichnet. Der Begriff „Trockenfäule“ ist fachlich keine korrekte Bezeichnung, da auch der Echte Hausschwamm einen gewissen
Feuchtegehalt als Lebensgrundlage benötigt. Die anderen “Hausfäule-Pilze“ sind den so genannten Nassfäule-Erregern zu zuordnen, da diese einen weitaus höheren Feuchtebedarf als der Echte Hausschwamm
aufweisen.
Darüber hinaus sind die Nassfäule-Erreger nicht in der Lage massive Bauteile (Mauerwerk oder Beton) zu durchwachsen. Sie sind daher
einfacher und vor allen Dingen mit einem geringeren Kostenaufwand zu bekämpfen. Wie alle Pilze benötigt auch der Echte Hausschwamm kein Licht für sein Wachstum und Fortbestehen. Vielmehr ist dieser
Pilz in Hohlräumen wie beispielsweise in Holzbalkendecken sowie hinter Türbekleidungen oder Innenbekleidungen anzutreffen.
Die Stränge des Pilzes dienen zum Transport von Nährstoffen und Wasser über längere Strecken hinweg. Sie können mehrer Millimeter dick sein.
Durch diese versteckte Lebensweise wird der Befall vom Laien nicht sofort erkannt. Erste Anzeichen können Verformungen sowie
Riss-Bildungen und eine nachlassende Holzfestigkeit sein. Wenn ein Nachlassen der Holzfestigkeit bemerkt wird kann der Befall sich allerdings im visuellen nicht erkennbaren Bereich -so z.B. in
Hohlräumen- erheblich ausgebreitet und tragende Holzbauteile schwer geschädigt haben.
Der Echte Hausschwamm baut den Holzbestandteil Zellulose enzymatisch ab. Was zurück bleibt, ist das bräunliche Lignin. Durch diesen Vorgang verfärbt sich das Holz bräunlich. Es entsteht eine
sogenannte Braunfäule (Bild 99). Neben der Braunfärbung reißt das Holz quer zur Holzfaser würfelartig auf. Es entsteht der für “Braunfäule-Pilze“ typische Würfelbruch (Bild 99).
Durch den enzymatischen Abbau der Zellulose wird die Holzfestigkeit derart beeinträchtigt, dass tragende und aussteifende Bauteile ihre Funktion nicht mehr erfüllen können. Die Standsicherheit ist
dann nicht mehr gewährleistet.
Wie aus der versteckten Lebensweise, den relativ anspruchslosen Lebensbedingungen und der Fähigkeit Mauerwerk und Betonbauteile zu
durchwachsen zu vermuten ist, bedarf es vor der Sanierung einer umfangreichen Untersuchung zur Festlegung der notwendigen Maßnahmen. Dies erfolgt im Rahmen eines Holzschutzgutachtens mit der
Zielstellung, die Art des Befalls genau zu klären und die notwendigen Sanierungsmaßnahmen festzulegen.
Voraussetzung für eine Bekämpfungsmaßnahme ist dabei eine exakte Lokalisierung der Befallsgrenzen, damit der Pilz letztendlich vollständig bekämpft wird. Diese Bauwerksdiagnostische Untersuchung wird
von Sachkundigen und Sachverständigen auf dem Gebiet des baulichen Holzschutzes durchgeführt (Holzschutzgutachten).
Die Sanierungsarbeiten werden ebenfalls ausschließlich von ausgewiesenen Fachbetrieben mit Sachkundenachweis auf dem Gebiet des Holzschutzes gegebenenfalls unter Anleitung bzw. Überwachung durch
einen Holzschutzsachverständigen erbracht. Zur Bekämpfung des Echten Hausschwammes ist der Rückbau der befallenen Holzbauteile einschließlich eines Sicherheitsabstandes von 1 Meter in Längsrichtung
über den letzten visuell erkennbaren Befall erforderlich.
Ebenso ist das im Befallsbereich vorhandene Mauerwerk auf Myzel-Durchwachsungen gründlich zu untersuchen. Hierzu ist der Putz zu entfernen, schadhafte Mörtelfugen auszukratzen und auf das Vorhandensein von Myzel genauestens zu prüfen. Die Entnahme von einzelnen Steinen bzw. das Herstellen von Sondierungsöffnungen sind wesentlicher Bestandteil der holzschutztechnischen Untersuchung.
Möglichkeiten vor dem Kauf einer Immobilie
Vor dem Kauf einer „betagten“ Immobilie ist ein kritischer Blick auf die Holzbauteile durchaus empfehlenswert. Nicht selten wird nach dem Kauf einer älteren Immobilie bzw. nach Einzug der Befall von
Holzbalkendecken oder Ständerwerk durch den Echten Hausschwamm festgestellt. Die damit verbundenen Kosten für eine Freilegung, Begutachtung durch einen Holzschutzsachverständigen und nicht zuletzt
die notwendigen Schwammbekämpfungsmaßnahmen können erheblich sein.
Nicht jeder Pilzbefall ist durch einen gut erkennbaren Fruchtkörper gekennzeichnet. Sehr oft ist bei festgestellten Holzschäden
verstecktes Myzel, jedoch kein Fruchtkörper nachweisbar. Der Befall ist somit für technische Laien nicht zwangsläufig wahrnehmbar. und schon gar nicht. Ein auf dem Gebiet des Holzschutz tätiger
Sachverständiger bzw. Sachkundiger ist in der Lage, Stichproben an kritischen bzw. häufig betroffenen Bereichen zu tätigen und das Risiko eines Befalls entsprechend bewerten zu können. Der
Sachverständige lässt in der Regel einige Bauteilöffnungen zur Klärung und Bewertung des Befallsrisikos herstellen.
Eine zerstörungsfreie Methode ist der Einsatz von Suchhunden zum Aufspüren von Hausfäulepilzen. Diese seit vielen Jahren bei der Aufspürung von Schimmelpilzproblemen erfolgreich eingesetzte Methode
kann nach einer speziellen Ausbildungund kontinuierliches
der Hundestaffel auch zum Aufspüren von holzzerstörenden Pilzen im visuell nicht sichtbaren Bereich eingesetzt werden. Nach dem
Aufspüren eines Befalls durch den Suchhund kann der Holzschutzsachverständige gezielt das Bauteil untersuchen und die notwendigen Bauteilöffnungen können dadurch auf ein Minimum reduziert
werden.
Die Ortung von holzzerstörenden Pilzen mittels Suchhundestaffel stellt zunächst eine zerstörungsfreie und zügig durchführbare Methode dar, das Risiko eines Schwammbefalls entsprechend einzugrenzen
bzw. minimieren zu können. Im Nachgang kann dann die Klärung der genauen Befallsart und des Befallsumfangs sowie die damit verbundenen Bekämpfungsmaßnahmen nebst Kostenaufwand von einem
Holzschutzsachverständigen eingeschätzt bzw. bewertet werden.